Unser Gründungspapier
Grundsätze
Krieg und Gewalt sind weltweit verbreitet und alltäglich. Insbesondere unsere westlichen Gesellschaften sind vielfältig daran beteiligt und darin verflochten. Mit deren Politik, Wirtschaftssystem und Rüstungsexporten tragen sie zu Krieg und Flucht bei. Doch Krieg bringt unsagbares Leid über die Menschheit, und Rüstung verschwendet wertvolle Ressourcen, die für die Lösung der drängenden Menschheitsprobleme fehlen. Gewalt, Ungerechtigkeit, Diskriminierung und soziale Spaltung prägen auch unsere westlichen Gesellschaften.
Friedensbildung soll dazu beitragen, auf gesellschaftlicher und individueller Ebene Friedensprozesse zu ermöglichen und zu unterstützen. Sie ist Teil einer umfassenden politischen Bildung und damit eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Frieden wird dabei verstanden als ein zielgerichteter, dynamischer Prozess kontinuierlicher Konfliktbearbeitung mit gewaltfreien Mitteln - zur Realisierung der Menschenrechte, zur Etablierung von Gerechtigkeit sowie zur Überwindung von Gewalt und Unfreiheit. In diesem Verständnis ist Frieden mehr als die Abwesenheit von Krieg und mit militärischen Mitteln nicht zu erreichen.
Friedensbildung fördert im Sinne einer Friedenslogik die Entwicklung von Kompetenzen zu einem konstruktiven und zivilen, an der Philosophie der Gewaltfreiheit orientierten Umgang in innergesellschaftlichen und internationalen Konflikten. Friedensbildung regt zur sorgfältigen Analyse von Konfliktursachen sowie zur kritischen Auseinandersetzung mit allen Formen der Gewalt sowie mit militärischen Einsätzen in Konflikten und Krisen an.
Gesellschaftliches Ziel der Friedensbildung ist die dauerhaft und langfristig angelegte Arbeit am Aufbau einer „Kultur des Friedens“ für eine neue Qualität menschlichen Zusammenlebens.
Ein weiterer Bereich der Friedensbildung ist, Kompetenzen für eine gewaltfreie Konfliktbearbeitung auf der individuellen Ebene zu vermitteln. Das bedeutet die Auseinandersetzung mit Fragen des Zusammenlebens, wie zum Beispiel der Umgang mit unterschiedlichen Wertvorstellungen. Grundlegende Haltungen, die Friedensbildung prägen (sollen), sind, alle Menschen zu respektieren und Konflikte als Chancen für eine positive Veränderung wahrzunehmen.
Ziel
Ziel des bundesweiten Netzwerkes Friedensbildung ist die Bündelung und Stärkung von Friedensbildung im schulischen und außerschulischen Bereich einschließlich der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Pädagog_innen und Multiplikator_innen.
Aufgaben
Das bundesweite Netzwerk Friedensbildung
- unterstützt den fachlichen Austausch seiner Mitglieder untereinander und mit anderen staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren und
- setzt sich fachlich für die Stärkung von Friedensbildung im schulischen und außerschulischen Bereich sowie in pädagogischen Ausbildungen und Studiengängen und die Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Grundlagen ein.
- engagiert sich auch politisch für die Stärkung von Friedensbildung.
Arbeitsweise
Im bundesweiten Netzwerk Friedensbildung arbeiten zivilgesellschaftliche Organisationen zusammen, insbesondere die regionalen Netzwerke der Friedensbildung und die bundesweiten Akteure, die im Bereich der Friedensbildung tätig sind.Das Netzwerk wendet sich insbesondere an Schulen, außerschulische und auch wissenschaftliche Einrichtungen sowie für sie verantwortliche Institutionen. Im Rahmen seiner Möglichkeiten wird es z.B. durch Öffentlichkeitsarbeit der Friedensbildung zu einer größeren Bekanntheit und Wirkung verhelfen.
Das Netzwerk ist ein gemeinsames Projekt aus den verschiedenen Feldern der Bildungsarbeit (beispielsweise Friedensbildung, globales Lernen und Lernen für nachhaltige Entwicklung), der Friedensarbeit, der Menschenrechtsarbeit sowie aus den wissenschaftlichen Feldern, die auf diese Bereiche bezogen sind. Die Zusammenarbeit innerhalb des Netzwerkes berücksichtigt die Handlungsspielräume und Interessen aller Mitglieder, sie geschieht konsensorientiert.Das Netzwerk orientiert sich an den Prinzipien der Dezentralität und Arbeitsteilung und grundsätzlich daran, Synergien zu schaffen.
Das Netzwerk ist für diejenigen Organisationen und regionalen Netzwerke offen, die auf der Basis dieser Gründungserklärung ihre Mitgliedschaft erklären und je nach ihren Möglichkeiten bereit sind, sich für konkrete Vorhaben zu engagieren und einen Beitrag zu leisten (z.B. in Form von Zeit, Arbeit oder Geld). Die Mitgliedschaft muss vom Koordinierungskreis bestätigt werden. Einzelpersonen und Initiativen sind zur fachlichen Mitarbeit eingeladen.
Koordiniert wird die Arbeit des bundesweiten Netzwerkes Friedensbildung durch einen Koordinierungskreis, der in regelmäßigen Abständen durch die Mitglieder des Netzwerkes bestimmt wird und dessen Zusammensetzung repräsentativ für die Bandbreite der Mitglieder sein sollte.
verabschiedet von der Gründungsversammlung des bundesweiten Netzwerks Friedensbildung in Frankfurt/Main am 14.01.2017